Die erste Leitzinssenkung der EZB seit 8 Jahren! Wie wirkt sich diese auf die Bauzinsen aus?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 6.6.2024 in Frankfurt am Main ihre Beratungen zur Geldpolitik im Euroraum fortgesetzt. Wie von Marktbeobachtern erwartet, hat die EZB als erste große Notenbank die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt auf 4,25%.

Hintergrund: Warum die EZB die Zinsen stark erhöhte

Seit Juni 2022 hat die EZB ihre Leitzinsen in zehn aufeinanderfolgenden Schritten angehoben, um der hohen Inflation entgegenzuwirken. Der Zinssatz, zu dem Banken sich frisches Geld bei der Notenbank leihen können, lag bei 4,5 Prozent – dem höchsten Wert seit August 2001. Auch der Einlagenzins, den Banken im Euroraum für geparkte Gelder erhalten, ist mit 4,0 Prozent auf einem Rekordniveau seit Bestehen der Währungsunion im Jahr 1999.

Kommt jetzt die Trendwende?

In den letzten Monaten ist die Inflation tendenziell gesunken, was Spielraum für Zinssenkungen eröffnet. Höhere Zinsen führen zwar dazu, dass Kredite teurer werden, was die Nachfrage bremst und die Inflation eindämmt. Allerdings belasten teurere Finanzierungen auch Unternehmen und private Investoren.

Angesichts der schwächelnden Konjunktur und zurückgehender Inflationsraten gab es vermehrt Forderungen nach einer Zinssenkung. Die Euro-Währungshüter bereiteten die Märkte seit Monaten auf einen möglichen ersten Zinsschritt nach unten im Juni vor. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos erklärte kürzlich, vieles spreche „für eine Senkung um 25 Basispunkte“. Somit kam die heutige Entscheidung wenig überraschend.

Auswirkungen einer Zinssenkung auf Sparer

„Wenn eine Zinsentscheidung weithin erwartet wird, passen sich die Marktpreise schon im Vorfeld an“. Das bedeutet, dass eine im Einklang mit den Erwartungen stehende Zinsentscheidung bereits eingepreist ist und sich daher kaum etwas ändern dürfte.

Wer derzeit Geld für längere Zeit anlegen möchte, erhält bei vielen Banken schon jetzt nicht mehr so hohe Zinsen wie noch vor einigen Monaten. Laut dem Vergleichsportal Verivox lag der durchschnittliche Zinssatz für einjährige Festgelder im Dezember bei 3,34 Prozent, während er aktuell nur noch 2,98 Prozent beträgt.

Profiteure: Kreditnehmer

Die Bauzinsen, die sich an der Verzinsung von Bundesanleihen orientieren, sind bereits gesunken. Zuletzt lag der Zinssatz für zehnjährige Kredite bei 3,66 Prozent pro Jahr (Stand: 3. Juni 2024), während er Ende Oktober noch über vier Prozent lag. Dies verbilligt Immobilienfinanzierungen. Denn die Marktakteure erwarteten seit längerem die nun erfolgte Zinssenkung.

Der zukünftige Kurs der EZB

Es wird erwartet, dass die EZB nach einem ersten Zinsschritt nach unten zunächst keine weiteren Senkungen folgen lässt. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel betonte, dass aus einer ersten Zinssenkung keine automatische Fortsetzung folgen müsse.

Die EZB verfolgt derzeit eine restriktive Geldpolitik. Dies bedeutet, dass der Leitzins auf einem „neutralen“ Niveau liegt, sodass die Wirtschaft weder gebremst noch angetrieben wird. Im kommenden Jahr könnte sich die Lage ändern, wenn die Inflation deutlich in den Zielbereich der EZB von zwei Prozent sinkt.

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